Seit rund zehn Jahren wird die Thematik der Spurenstoffe im Abwassersektor sowohl national als auch international intensiv diskutiert. Außer Frage steht, dass Kläranlagen als einer der Hauptemittenten für diese Stoffe in die Gewässer angesehen werden.
Was ist der Hintergrund?
Eine Vielzahl an synthetischen Rückständen– aus Arzneimitteln, Haushaltschemikalien und Pflegemitteln, Nahrungsergänzungsstoffen u. a. –belastet unser Abwasser. Dank weiterentwickelter Analyseverfahren lassen sich diese Mikroverunreinigungen immer differenzierter nachweisen. Mit den üblichen technischen Abwasserreinigungsverfahren können manche Stoffe nicht gezielt und oft nur in geringem Umfang entfernt werden und gelangen so in die Umwelt. Dort werden sie nur sehr langsam bzw. gar nicht abgebaut. Die Auswirkungen solcher Spurenstoffe und daraus entstehender Wechselwirkungen auf Ökosysteme und Organismen sind derzeit nicht absehbar. Neben der Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit für dieses Thema kommt deshalb, aufbauend auf dem Vorsorgegedanken, der Spurenstoffentnahme aus dem Abwasser eine entscheidende Bedeutung zu.
In Baden-Württemberg wurden auf Basis der Erkenntnisse aus halbtechnischen Untersuchungen bislang mehrere Kläranlagen mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe zur Spurenstoffentnahme nachgerüstet. Zur Entfernung der Mikroverunreinigungen kommen dabei bislang Aktivkohleverfahren zur Anwendung, welche derzeit neben der Ozonung als geeignete Verfahren zur Spurenstoffelimination im Abwasser angesehen werden. Begleitend zu den ersten Erweiterungen der Kläranlagen und zur Unterstützung der Betreiber wurde im April 2012 dasKompetenzzentrum Spurenstoffe - KomS - Baden-Württemberg ins Leben gerufen.
Wie ist das Kompetenzzentrum aufgestellt?
Das KomS ist eine Kooperation zwischen drei unabhängigen Partnern: Die Universität Stuttgart und die Hochschule Biberach bringen ihre wissenschaftliche Kompetenz und ihr technologisches Wissen in die Weiterentwicklung der Verfahrenstechnik sowie in die Dokumentation und Auswertung von Messergebnissen ein. Der DWA-Landesverband Baden-Württemberg übernimmt das breite Spektrum der Kommunikation, Fachveranstaltungen und -exkursionen sowie Fortbildungen in den Nachbarschaften.
Was bietet das KomS?
Das Kompetenzzentrum versteht sich als Plattform zum Wissens- und Technologietransfer und zum Erfahrungsaustausch rund um das Thema ›Spurenstoffe im Abwasserund Möglichkeiten zu deren Elimination‹. Es siehtsich selbst als Anlaufstelle und Ansprechpartner auf allen Ebenen: Mit den Behörden und der Industrie stehtes ebenso im Kontakt wie mit Ingenieurbüros oder dem Fachpersonal in den Klärbetrieben. Kommunen und Abwasserverbände als Anlagenbetreiber unterstützt das KomS mit folgenden Dienstleistungen:
- Beratung vor Ort
- Verfahrenstechnische & wissenschaftliche Hilfestellung
- Schulung des Fach- und Betriebspersonals
- Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit
Aus der Arbeit des KomS nicht wegzudenken ist die Nachbarschaftsidee, die auf Erfahrungsaustausch, Vernetzung und gemeinschaftliches Handeln abzielt. Nicht umsonst hat sie sich beim Betrieb von Kläranlagen seit über 40 Jahren bewährt.
Welche Rolle spielt das Land Baden-Württemberg?
Das Land Baden-Württemberg übernimmt bei der Spurenstoffelimination eine Vorreiterrolle und hat der Thematik, auch im Hinblick auf die damit verbundene umweltpolitische Dimension, von Anfang an sehr große Bedeutung beigemessen. So wurden vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg in den vergangenen Jahren diverse Vorhaben zur Entwicklung einer zusätzlichen Reinigungsstufe zur gezielten Spurenstoffelimination aus dem Abwasser mit einer Gesamtsumme von mehr als zehn Millionen Euro finanziell gefördert. Für den Aufbau des Kompetenzzentrums Spurenstoffe Baden-Württemberg hat das Ministerium namenswerte Fördermittel bereitgestellt.
Welche Bedeutung hat das KomS?
Die Spurenstoffentnahme auf der Kläranlage als ›End-of-pipe‹ Technologie wird das Problem der zunehmenden Umweltbelastung durch Mikroverunreinigungen allein nicht lösen können – dazu bedarf es des Zusammenspiels mit weitergehenden Maßnahmen, wie der Sensibilisierung der Öffentlichkeit, der Industrie und der Verbraucher. Die Spurenstoffelimination weiter zu erforschen, die verfahrenstechnologischen Möglichkeiten zu optimieren und deren Implementierung in den Betrieb der Kläranlagen im Land zu begleiten und zu unterstützen hat sich das KomS zur Aufgabe gemacht.
Aufgaben & Ziele des KomS
- Unterstützung für Betreiber von Kläranlagen bei der Einführung und Betreuung von Technologien zur Spurenstoffelimination sowie bei deren Betriebsoptimierung und Erfolgskontrolle
- Etablierung und Weiterentwicklung von Verfahren zur Spurenstoffelimination
- Wissenstransfer zwischen allen Beteiligten im Bereich der kommunalen Abwasserreinigung: Betreiber von Kläranlagen, Behörden, Ingenieurbüros, wissenschaftliche Fachkreise sowie der Industrie und Fachverbände
- Förderung der technologischen Umsetzung von Eliminationsverfahren
- Aufklärung und Bewusstseinsbildung zum Thema ›Spurenstoffe und deren Auswirkungen auf die Umwelt‹ auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse
Kompetenzzentrum Spurenstoffe (KomS) Baden-Württemberg
Das Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden-Württemberg widmet sich dem Wissensaufbau und -transfer rund um das Thema Spurenstoffe und deren Elimination aus dem Abwasser. Es versteht sich darüber hinaus als Plattform für den Informations- und Erfahrungsaustausch bei der verfahrenstechnischen Umsetzung. Das KomS ist eine Kooperation zwischen der Universität Stuttgart, der Hochschule Biberach und dem DWA-Landesverband Baden-Württemberg und wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg.
Laden Sie sich hier den Imageflyer des Kompetenzzentrums Spurenstoffe - KomS Baden-Württemberg herunter.
DWA Landesverband Baden-Württemberg
Rennstraße 8 | 70499 Stuttgart | Telefon: 0711 89 66 31-0 | E-Mail: info(at)dwa-bw.de
© Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. // (DWA)
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